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Gruppentherapie

Schlaganfall-Rehabilitation: keine zusätzliche Steigerung der motorischen Erholung durch Levodopa

27. May 2025 · ·

Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist oft ein langer und herausfordernder Weg. Trotz intensiver Therapie bleiben bei vielen Betroffenen bleibende Einschränkungen bestehen. Daher wird seit Jahren intensiv daran geforscht, wie man die Erholung des Gehirns nach einem Schlaganfall gezielt verbessern kann – unter anderem mit Medikamenten.

Levodopa ist ein gut bekanntes Medikament, das vor allem bei Parkinson eingesetzt wird. Es fördert die Bildung von Dopamin, einem Botenstoff im Gehirn, der Bewegungen, Motivation und Lernen unterstützt. Die Hoffnung war, dass Levodopa – zusätzlich zur klassischen Physio- und Ergotherapie – auch die Genesung nach einem Schlaganfall verbessern könnte. 

Diese Frage untersuchte die grosse Schweizer Studie ESTREL («Enhancement of STroke REhabilitation with Levodopa»), deren Ergebnisse kürzlich von Prof. Dr. med. Stefan T. Engelter, Initiator und Leiter der ESTREL-Studie und Chefarzt Rehabilitation bei uns, an der European Stroke Organisation Conference (ESOC) 2025 in Helsinki vorgestellt wurden.

Was wurde untersucht?

In der ESTREL-Studie wurden 610 Schlaganfallpatientinnen und -patienten an 24 Zentren in der Schweiz behandelt. Die Hälfte der Teilnehmenden erhielt während fünf Wochen dreimal täglich Levodopa zusätzlich zur üblichen Reha-Therapie. Die andere Hälfte bekam ein Placebo – also ein wirkstofffreies Präparat – aber die gleiche Reha.

Das Ergebnis: Ernüchternd, aber wertvoll

Nach drei Monaten zeigte sich: Die Gruppe mit Levodopa hatte keine besseren motorischen Fortschritte gemacht als die Placebo-Gruppe. Beide Gruppen erzielten ähnliche Verbesserungen bei der Beweglichkeit, gemessen mit dem sogenannten Fugl-Meyer-Score, der motorische Funktionen objektiv bewertet.

Das bedeutet: Levodopa brachte in dieser Studie keinen messbaren Zusatznutzen für die Schlaganfallrehabilitation – zumindest im Durchschnitt.

Was bedeutet das für Betroffene?

Auch wenn das Ergebnis auf den ersten Blick enttäuschend wirkt, bringt die Studie wichtige Erkenntnisse. So zeigt sich, dass die Rehabilitation allein – auch ohne medikamentöse Unterstützung – bei vielen Patientinnen und Patienten deutliche Fortschritte bringt.

Gleichzeitig hat die Studie deutlich gemacht, dass die Reaktion auf Levodopa sehr unterschiedlich ausfiel. Während einige Personen gut ansprachen, profitierten andere gar nicht. Das legt nahe: Die Zukunft der Reha liegt möglicherweise in einer individuell zugeschnittenen Therapie.

Ein Blick in die Zukunft: Personalisierte Reha

«Mit ESTREL stehen nun umfassende Daten zur Verfügung – einschliesslich Genetik, Blut-Biomarkern und Gehirnbildgebung. Somit ermöglicht ESTREL eine umfassende Phänotypisierung und einen detaillierten Vergleich mit der Rehabilitationsbehandlung», führt Prof. Stefan T. Engelter aus.

Studienleiter Prof. Dr. Stefan Engelter aus Basel fasst es so zusammen:
„Auch wenn Levodopa im Durchschnitt keinen Zusatznutzen brachte, eröffnet ESTREL neue Perspektiven. Die umfangreichen ESTREL-Daten könnten den Weg für spannende Fortschritte zu einer personalisierten Rehabilitation ebnen.“