
Dem Vergessen auf der Spur – wie Alzheimer die Forschung herausfordert
Alzheimer zählt zu den häufigsten Ursachen von Demenz und stellt Forschung wie Gesellschaft vor grosse Herausforderungen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko deutlich: Bei den über 85-Jährigen ist rund jede dritte Person betroffen, Frauen häufiger als Männer. Doch es gibt auch seltene Fälle, in denen die Krankheit bereits in der Lebensmitte beginnt – oft genetisch bedingt.
Forschung nah an den Menschen
Prof. Dr. Dr. med. Marc Aurel Busche, seit Herbst 2025 Departementsleiter und Chefarzt an der Universitären Altersmedizin FELIX PLATTER (UAFP), beschäftigt sich seit Jahren mit den molekularen Mechanismen von Alzheimer. Sein Ziel: die Krankheit nicht nur besser zu verstehen, sondern ihr frühzeitig entgegenzuwirken.
„Die Erkenntnisse aus unserer Forschung fliessen direkt in die Weiterentwicklung der Diagnostik und Behandlung hier in der UAFP ein“, erklärt er. Konkret bedeutet das: neue Biomarker, moderne Bildgebungsverfahren, klinische Studien in der Memory Clinic und individuelle Therapiekonzepte.
Fortschritte in Diagnostik und Therapie
Ein zentraler Ansatz sind Antikörpertherapien, die krankhafte Eiweissablagerungen im Gehirn bekämpfen. Erste Medikamente sind international bereits im Einsatz, in der Schweiz steht die Zulassung noch aus. Voraussetzung für ihre Wirksamkeit ist eine frühe Diagnose – bevor irreversible Schäden entstehen. Deshalb setzt die UAFP auf eine Kombination aus neuropsychologischer Testung, modernster Bildgebung und innovativen Biomarkern, auch aus Blutproben.
Ein weiterer Meilenstein: Krankhafte Eiweisse lassen sich heute teilweise schon Jahrzehnte vor den ersten Symptomen im Blut nachweisen. Damit eröffnen sich neue Möglichkeiten, präventiv und gezielt zu handeln.
Prävention rückt in den Fokus
Neben genetischen Faktoren spielen Lebensstil und Umwelt eine grosse Rolle. Ausgewogene Ernährung, Bewegung, Nichtrauchen, ein moderater Alkoholkonsum sowie die Behandlung von Risikofaktoren wie Bluthochdruck oder Cholesterin können das Risiko nachweislich senken. Auch Depressionen, Hörverlust oder Luftverschmutzung gelten als unterschätzte Einflüsse.
„Die Alzheimer-Krankheit entwickelt sich meist über Jahrzehnte. Das ist für die Forschung eine Herausforderung, aber für die Prävention eine grosse Chance“, betont Busche.
Forschung und Klinik Hand in Hand
Was ihn persönlich antreibt, ist die enge Verbindung von Forschung und Praxis. „Lange galt Alzheimer als nicht behandelbar, als Schicksal. Jetzt sehen wir: Das stimmt so nicht mehr.“
An der UAFP arbeitet er mit einem multidisziplinären Team aus Medizin, Neuropsychologie, Pflege und Beratung. Gemeinsam verfolgen sie das Ziel, Menschen mit Demenz ganzheitlich zu begleiten – medizinisch kompetent, menschlich zugewandt und individuell abgestimmt.
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Prof. Dr. Dr. Marc Aurel Busche ist Professor für demenzielle Erkrankungen an der Universität Basel und seit September 2025 Chefarzt an der UAFP. Sein Schwerpunkt liegt auf kognitiven Störungen, Demenzen und psychischen Erkrankungen im Alter.