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«AdvantAGE»: Wie Advanced Practice Nurses den Übergang ins Eigenheim erleichtern

19. August 2025 · ·

Der Übergang vom Spital nach Hause ist für viele Patientinnen und Patienten eine vulnerable Phase, die von vielen Unsicherheiten geprägt ist. Das innovative Projekt «AdvantAGE» der Universitären Altersmedizin FELIX PLATTER setzt genau hier an: Patientinnen und Patienten werden zu Hause von Fachpersonen weiterbetreut und lernen, diese Aufgaben eigenständig zu übernehmen. Advanced Practice Nurses (APN) fungieren in diesem Projekt als zentrale Ansprechpersonen sowie Koordinatorinnen und Koordinatoren für eine lückenlose Betreuung. Janique Rickenbach, die als APN in diesem wegweisenden Projekt tätig ist, zeigt auf, wie spezialisierte Pflegefachpersonen Versorgungslücken schliessen mit dem Ziel, wiederholte Spitaleinweisungen zu vermeiden.

 

Advanced Practice Nurses: Expertise mit Masterabschluss

Advanced Practice Nurses sind Pflegeexpertinnen und -experten mit einem Master of Science-Abschluss in Pflege, die über erweiterte klinische Kompetenzen verfügen. Sie kombinieren vertieftes Fachwissen mit praktischer Erfahrung und bringen entscheidende Fähigkeiten zur Beurteilung komplexer Situationen mit. Im Gegensatz zur bekannten Spitex-Pflege liegt der Fokus beim Projekt «AdvantAGE» nicht auf einem fixen Pflegeauftrag, sondern auf umfassender Beratung, körperlichen Untersuchungen und der Förderung des Selbstmanagements der Patientinnen und Patienten.

 

Die APN-Rolle im Projekt «AdvantAGE»: Lückenlose Übergangspflege

Bei «AdvantAGE» steht die Patientenbetreuung vollständig im Mittelpunkt. «Mein Ziel ist es, dass Patientinnen und Patienten zu Hause gut versorgt sind. Wir schliessen die Lücke im Gesundheitswesen für den Übergang ins Zuhause», erklärt Janique Rickenbach. Die APN fungiert als zentrale Ansprechperson für medizinische, pflegerische und organisatorische Fragen und gewährleistet eine integrierte Versorgung.

Bereits auf der Station rekrutiert die APN geeignete Patientinnen und Patienten und vereinbart den ersten Hausbesuch innerhalb der ersten drei Tage nach Spitalaustritt. Bei diesen Besuchen führt sie nicht nur symptomfokussierte Untersuchungen durch, sondern prüft auch die häuslichen Umstände: Ist die Wohnung barrierefrei? Können die Patientinnen und Patienten selbständig kochen? Welche Unterstützung fehlt noch? Durch regelmässige Besuche, die je nach Bedarf bis zu drei Monate durchgeführt werden, können Probleme frühzeitig erkannt und Wiedereinweisungen vermieden werden.

 

Wenn Kleinigkeiten grosse Wirkung haben

Die Praxis zeigt eindrucksvoll, wie wichtig Unterstützung beim Übergang ins eigene Zuhause ist. So gibt es beispielsweise Patientinnen und Patienten, die keine Angehörigen haben und sich nach dem Spitalaustritt überfordert fühlen. Manche verlieren den Appetit, lehnen externe Hilfe wie die Spitex ab und geraten dadurch schnell in eine kritische Situation. In solchen Fällen kann bereits eine kleine, individuell abgestimmte Unterstützung kombiniert mit regelmässiger Betreuung eine stabilisierende Wirkung entfalten.

Auch vermeintliche Kleinigkeiten wie die fehlende Möglichkeit, Medikamente zu besorgen oder korrekt einzunehmen, können schwerwiegende Folgen haben. Wird nicht rechtzeitig eingegriffen, droht eine Verschlechterung des Gesundheitszustands bis hin zur Wiedereinweisung. Genau hier setzt die Arbeit der APN an: Durch ihre regelmässigen Besuche erkennt sie frühzeitig solche Lücken und kann rasch geeignete Massnahmen einleiten.

 

Positive Resonanz bei Patientinnen und Patienten sowie Fachpersonen

Die bisherigen Erfahrungen im Projekt «AdvantAGE» sind ermutigend. Interviews mit Hausärztinnen und Hausärzten, Spitex-Organisationen und Patientinnen und Patienten ergaben durchweg positive Rückmeldungen. «Patientinnen und Patienten sowie Angehörige bedanken sich häufig für die umfassende Betreuung. Sie schätzen es sehr, dass sie jemanden haben, der sie ernst nimmt und zuhört, vor allem Menschen, die niemanden haben», beobachtet Rickenbach.

Besonders in komplexen Situationen wird die Rolle der APN sichtbar. Als konstante Ansprechperson baut sie Vertrauen auf und vermittelt Sicherheit in einer vulnerablen Lebensphase.

 

Aktueller Stand und Zukunftsaussichten

Das Projekt «AdvantAGE» läuft derzeit als Studie bis Ende 2025. Die eingeschlossenen Patientinnen und Patienten werden mit einer historischen Kontrollgruppe verglichen, um die Auswirkungen des Projekts zu erfassen.

Rickenbach wünscht sich, dass das Projekt dauerhaft in die Regelversorgung aufgenommen und als anerkannte Leistung in die Schweizer Gesundheitsversorgung integriert wird. Die Projektziele sind vielversprechend: Schliessung wichtiger Versorgungslücken, verbesserter Übergangsprozess und optimierte Kommunikation zwischen den verschiedenen Fachpersonen im Gesundheitswesen.