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Dr. Nadine Engler

100 Tage im Amt als CEO - Dr. Nadine Engler im Interview

15. December 2025 · ·

Dr. Nadine Engler ist 100 Tage CEO der Universitären Altersmedizin FELIX PLATTER. Wir haben mit ihr über ihre ersten Monate im Amt gesprochen, ihre Vision für die UAFP und ihre persönlichen Ansichten zur Altersmedizin.

100 Tage im Amt, hat sich das für dich lange oder kurz angefühlt?
„Ich fühle mich gut angekommen. Ich bin Mitte März a.i. eingesprungen und deshalb fühlt es sich mittlerweile nicht mehr so neu an. Es gab viele spannende und herausfordernde Aufgaben, die mich sehr erfüllen. Es geht darum, einen wichtigen Beitrag für die altersmedizinische Versorgung zu leisten und Stabilität für die UAFP zu schaffen, besonders da ich das Haus schon länger kenne. Die 100 Tage sind tatsächlich sehr schnell vergangen.“

Was hat dich persönlich dazu bewegt, damals als Leiterin strategische Entwicklung in der UAFP zu beginnen?
„Als ich 2017 hier begann, wurde gerade der Beton für den Neubau gegossen - das war ein sehr spannender Moment, weil ich wusste, dass hier gerade sehr viel bewegt wird. Es war eine Zeit, in der viele Weichen gestellt wurden. Das fand ich wahnsinnig aufregend. In dieser Zeit konnten wir auch unglaublich viel umsetzen. Etwa die Akutisierungsstrategie mit 24/7 Aufnahmestation, Direktanfahrten Sanität, Akutisierung der Neuro-Reha, Erweiterung der Alterspsychiatrie, Aufbau der DelirUnit sowie die Lancierung der Überwachungsstation. Wenn ich zurückblicke, war das schon alles wahnsinnig viel in dieser kurzen Zeit. Ich konnte dabei das Haus sehr intensiv kennenlernen. Vor allem einen tiefen Einblick ins Kerngeschäft nehmen. Die Möglichkeit, in einer solch zukunftsorientierten Phase dabei zu sein, war für mich eine der grössten Motivationen.“

Später wurdest du Leiterin Betrieb, also COO, und übernahmst die Verantwortung für Bereiche wie Gastronomie, Hotellerie, Facility Management, Hauswirtschaft, Einkauf und Kapazitätsmanagement. Gibt es noch einen Bereich, den du nicht kennst?

„Ja, genau. In meiner Funktion als COO konnte ich noch tiefer in das Kerngeschäft eintauchen. Ich habe die Patientenhotellerie aufgebaut, also einen kleinen Teil der Pflege in eine andere Berufsgruppe verlagert und mich intensiv mit der Küche und allem, was mit Ernährung zu tun hat, beschäftigt. Ebenso habe ich das Facility Management kennengelernt, inklusive der Prozesse im Keller des Gebäudes – wie die Bettenaufbereitung und die Wartung der Gebäudeinfrastruktur. Ich habe also sehr viele Bereiche unseres Hauses aus nächster Nähe kennengelernt. Der einzige Bereich, mit dem ich bislang nicht direkt gearbeitet habe, ist die IT – und das ist, glaube ich, auch ganz gut so.“

Du hast enorm viele Projekte mitentwickelt und umgesetzt, an denen viele Personen mitbeteiligt waren. Was sind deine Werte in der Führung?
„Wichtig ist mir, dass Projekte immer partizipativ gestaltet werden. Wenn die Menschen, die am meisten davon betroffen sind, nicht eingebunden werden, funktioniert es einfach nicht. Veränderungsprozesse brauchen Zeit und Ressourcen, aber auch eine klare Motivation, die Menschen mitzunehmen. Mein Ziel ist es, dass die Mitarbeitenden Freude an der Umsetzung haben, weil sie den Sinn dahinter verstehen.“

Was ist deine Vision für die UAFP?

„Meine Vision ist es, für ältere Menschen massgeschneiderte und spezialisierte Angebote zu entwickeln. Ältere Menschen haben andere Bedürfnisse als jüngere – sowohl physisch als auch psychisch. Die Altersmedizin ist historisch noch nicht so weit entwickelt wie etwa die Kindermedizin, die sich schon lange aus der allgemeinen Spitalversorgung herausgelöst hat und in spezialisierten Kinderspitälern alle relevanten Fachdisziplinen vereint. In der Altersmedizin gibt es diese Entwicklung erst seit kurzem, und noch nicht in der gleichen Breite. Deshalb sind wir eines der wenigen spezialisierten Altersmedizinzentren, mit der Möglichkeit, diese Disziplin weiterzuentwickeln. Wir benötigen intensive, individuell abgestimmte Therapien und müssen präzise abwägen, welche Interventionen wirklich sinnvoll sind, um die Lebensqualität so lange wie möglich zu erhalten. Denn es geht nicht nur darum, das Leben zu verlängern, sondern vor allem auch die Lebensqualität.

Angesichts der demografischen Entwicklung – wir werden alle älter – ist die Altersmedizin von grosser gesellschaftlicher Bedeutung, besonders hier in Basel-Stadt. Überall dort, wo wir Versorgungslücken erkennen, müssen wir neue Angebote entwickeln. Wie in der Kindermedizin müssen auch in der Altersmedizin spezialisierte Versorgungspfade etabliert werden. Das bedeutet, nicht nur stationäre, sondern auch ambulante und teilstationäre Versorgungsformen zu schaffen, die den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht werden.

Was bedeutet Basel für dich?
„Basel ist meine Heimat. Ich bin hier aufgewachsen, lebe mit meiner Familie hier und schätze die Nähe zur Natur. Aber es ist auch die Qualität der Gesundheitsversorgung, die mir wichtig ist. In dieser Stadt will ich dazu beitragen, eine gute Gesundheitsversorgung für die ältere Generation zu schaffen.“

Für was steht die UAFP für dich?
„Für mich steht die UAFP für starke interprofessionelle Zusammenarbeit. Wir sind ein Team, das Hand in Hand arbeitet, um für den Patienten das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Besonders schätze ich die Komplexität der älteren Menschen, die hier bei uns versorgt werden. Unsere Aufgabe ist es, ihre Alltagskompetenzen wiederherzustellen und ihnen zu ermöglichen, so selbstbestimmt wie möglich zu leben. Altersmedizin ist ein Bereich, in dem es darauf ankommt, die richtige Behandlung zu bieten, um den Patienten wieder auf die Beine zu bekommen und in ihren Alltag zu integrieren.“

Hast du in der UAFP einen Lieblingsort?
„Ja, einer meiner Lieblingsorte ist tatsächlich ein bestimmtes Patientenzimmer, das ich gestalten durfte. Aber auch das Personalrestaurant hat für mich einen besonderen Platz. Es ist dort immer lebendig, und es trifft sich alles, was den Puls des Hauses widerspiegelt.»

Nennst du mir ein Beispiel eines Herzensprojektes von dir?
„Ich habe mehrere Herzensprojekte. Ein grosses Herzensprojekt für mich ist sicher die Innengestaltung des Hauses. Alle 199 Zimmer mussten neu gestrichen und bebildert werden, um eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, die den Patienten bei der Orientierung hilft. Aber auch Nachhaltigkeit und Innovationen wie der Foodscanner sind mir wichtig. Ich habe mich sehr dafür engagiert, dass wir auch im Bereich der Ernährung und der Nachhaltigkeit weiterdenken. Innovation ist für mich der Schlüssel, um Altersmedizin weiter voranzubringen und den älteren Menschen noch besser zu versorgen.“

Altersmedizin ist für dich also alles andere als verstaubt?
„Absolut! Altersmedizin ist ein Bereich, in dem unglaublich viel Potenzial steckt. Mit Innovationen und einer richtigen Herangehensweise können wir die Versorgung für ältere Menschen enorm verbessern. Es geht darum, die Lebensqualität zu erhalten und neue Wege zu finden, wie wir den älteren Patienten die beste Behandlung und Betreuung bieten können. Die Universitäre Altersmedizin FELIX PLATTER ist dabei ein sehr wichtiger Ort, um diese Entwicklung voranzutreiben.“